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von Heike Oppenheim 14 Apr., 2021
Den Körper mit seinen Signalen verstehen lernen In Teil 1 habe ich geschrieben, dass es zuerst darum geht, den Schmerz zu akzeptieren. Jeder Schmerz ist wie ein Signal. Auch wenn er physiologisch nicht erklärbar ist, weist er auf eine „Notlage“ in unserem Leben hin. Deshalb geht es bei chronischen Schmerzen darum, den Körper mehr zu beachten und wahrzunehmen, wann fühle ich den Schmerz mehr und wann weniger. Der Körper hat ein körpereigenes Schmerzregulierungssystem, das wir kennenlernen können. Es geht darum, den Körper mit seinen Signalen verstehen zu lernen. Wenn du z.B. immer wieder von Migräne überfallen wirst, ist sie für dich schon bald wie ein Feind, der unbedingt bekämpft werden muss. Die Schmerzen sollen einfach weg. Wenn du dir aber mal etwas Verrücktes erlaubst und die Migräne als Freund betrachtest, der dir gerade etwas sehr Wichtiges zeigen will, dann kommt eine Veränderung in diesen Schmerzprozess. Der Körper schützt uns mit all seinen Signalen und sie wollen ernst genommen werden. Man stellt an einer Atomanlage ja auch nicht einfach die Alarmanlage ab, weil sie zu laut ist, sondern schaut sehr genau, weshalb sie angesprungen ist. Was kannst du also tun? Schmerztagebuch führen Schreibe zweimal am Tag auf, wie stark der Schmerz gerade ist und was du gerade tust, um Zusammenhänge herauszufinden, wann der Schmerz weniger stark ist und wann sehr stark. Benutze dafür eine Skala von 0-10, um den Schmerz einzuschätzen. 10 bedeutet, die Schmerzen sind sehr stark und 0 bedeutet, du hast gar keine Schmerzen. Diese Information hilft, dass das natürliche Regulierungssystem des Körpers eingeschaltet werden kann. So entwickelst du eine neue Haltung dem Schmerz gegenüber, eine Offenheit und Neugier, die schon etwas im Alltag verändert. Die eigenen Bedürfnisse kennenlernen Manchmal leben wir einen Tagesrhythmus, der von außen geprägt ist, von unserer Arbeit, unseren Beziehungen und anderen Umständen, die uns von unseren eigenen Bedürfnissen abschneiden. Was zeigt uns der Schmerz, an welcher Stelle gehen wir über unsere Bedürfnisse hinweg? Und welche Bedürfnisse sind das eigentlich? Das kann schon der Umstand sein, dass du auf der Arbeit sehr viel stehst und dein Körper mit Schmerzen reagiert. Stell dir die Frage: Gibt es eine Möglichkeit, sich zwischendurch einmal hinzusetzen oder Tätigkeiten im Sitzen auszuüben, die du bisher im Stehen vollzogen hast. Es kann sein, dass dein Körper mit Schmerzen reagiert, weil du ständig Überstunden machst und dir der Ausgleich fehlt. Wie kannst du besser für dich sorgen, dir deine Freizeit gönnen, einmal nein sagen, anstatt ja. Den Schmerz halten Dadurch, dass wir den Schmerz oft einfach weghaben wollen, fällt es uns schwer, ihn genau wahrzunehmen und auszuhalten. Doch je genauer wir den Schmerz wahrnehmen, desto mehr kann auch unser Gehirn ihn verstehen und einordnen. Und wenn wir uns dann erlauben, auch angenehmere Gefühle neben dem Schmerz wieder wahrzunehmen, kann unser Gehirn registrieren, dass wir nicht nur Schmerz sind. Die Synapsen feuern bei der neutralen oder angenehmen Empfindung und bauen Verbindungen auf. So kommt Bewegung durch die Wahrnehmung im Gehirn an, so dass sich der Körper und das Gehirn regulieren. Wie geht das? Schmerz genau beschreiben Du kannst aufmerksam den Schmerz wahrnehmen, an welcher Stelle des Körpers er sich befindet. Erlaube dir, in ihn hinein zu spüren und frage dich: Wie stark spüre ich den Schmerz von einer Skala von 0-10 (10 – sehr stark) Wie fühlt sich der Schmerz genau an? Ist er eher spitz oder stumpf oder drückend? Ist der Schmerz eher heiß oder kalt? Was würde ich ihm subjektiv für eine Farbe geben? Sehe ich in der Farbe ein Symbol (Stein, Tier)? Eine neutrale Körperempfindung suchen Nun lenkst du deine Aufmerksamkeit weg vom Schmerz hin zu einem Körperteil, der sich normal oder gut anfühlt. Es gibt immer irgendwo im Körper auch eine andere Empfindung als den Schmerz. Es kann nur der kleine Finger sein oder ein Ohr. Du fokussierst dich auf diese Stelle und fragst dich: Wie fühlt sich dieser Teil des Körpers genau an? Ist es ein rundes oder eher ein eckiges Gefühl? Ist es eher heiß oder kalt oder neutral? Ist das Gefühl dort eher leicht oder schwer? Welche Farbe würdest du diesem Gefühl geben? Wie stark von einer Skala von 0-10 fühlst du dieses Gefühl? (10 - sehr stark) Hin- und herpendeln Dann gehe wieder zurück zu dem Schmerz und frage dich: Wie stark spüre ich den Schmerz jetzt auf einer Skala von 0-10? Wie ist das Gefühl jetzt im Vergleich zum ersten Mal? Bleibe 1 Minuten bei dem Gefühl und gehe dann wieder zu dem neutralen bis gutem Gefühl. Frage dich wieder, wie stark es ist und wie es sich genau anfühlt. Und dann pendle zwei bis dreimal zwischen diesen beiden Gefühlen hin- und her. Am Ende der Übung frage dich, was sich vom Gefühl und deinem Schmerzempfinden verändert hat. Wenn du möchtest, melde dich gerne zu einer Therapiesitzung an. Ich arbeite dann ganz individuell mit dir und deinem Schmerzempfinden. Chronische Schmerzen müssen nicht ein Leben lang anhalten. Die Verbindung zwischen Körper und Seele zu beachten ist oft ein wichtiger Aspekt, damit der Schmerz langsam gehen kann.
von Heike Oppenheim 30 März, 2021
von Heike Oppenheim. Kennen Sie das auch, dass Sie so starke Schmerzen haben, dass Sie nicht mehr wissen, wohin? Ich hatte einmal zwei verschiedene Medikamente aufgrund einer OP zu mir genommen, die sich nicht miteinander vertrugen. Die Folge war, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und unerträgliche Bauchkrämpfe hatte. Innerlich habe ich diesen Schmerz verflucht. Ich habe mir einfach nur gewünscht, dass er aufhört. Dabei ist der Schmerz eigentlich wie das Lalülala bei der Feuerwehr. Es signalisiert uns Menschen: „Alarm Alarm, mit deinem Körper stimmt etwas nicht.“ Wenn wir Schmerz spüren, werden wir aufmerksam. Wir ziehen unseren Fuß aus dem schönen warmen Sand am Meer zurück, wenn wir etwas Spitzes spüren und bei genauerem Hinsehen wahrnehmen, da liegen Scherben im Sand. Der Schmerz hilft uns, schnell zu reagieren und der Gefahr auszuweichen. Oder wir spüren einen Schmerz beim Kauen und gehen dann zum Zahnarzt, der nach einem Röntgenbild sieht, dass eine Entzündung am Zahn zu sehen ist. Hier ist der Schmerz unser Freund, der uns auf Missstände hinweist und ermöglicht, dass unser Körper gesund bleibt oder es wieder werden kann. Er bewahrt uns auch davor, eine verletzte Stelle zu sehr zu belasten und uns zu schonen. Wenn wir allerdings unter dauerhaften chronischen Schmerzen leiden, wird der Schmerz zu unserem Feind, obwohl er uns eigentlich schützen will. Wie entsteht Schmerz? Es gibt verschiedene Arten von Nervenfasern, die darauf spezialisiert sind, Empfindungen von sensorischen Rezeptoren zu empfangen. Diese Empfindungen werden durch das Rückenmark ins Gehirn übermittelt. Rezeptoren sind wie Antennen, die elektromagnetische Wellen empfangen und weiterleiden. Das Gehirn hat dann die Aufgabe, diese Körperempfindungen zu deutet. Jede Empfindung wird erst einmal vom Thalamus aufgenommen, der die Aufgabe hat, zu prüfen, welche Informationen ankommen und wohin er sie leiten soll. Er ist wie eine Schranke, die erst aufgemacht wird, wenn der Schmerz geprüft wurde. Es gibt drei verschiedene Stellen im Gehirn. Es gibt den sensorischen Kortex, der Körperempfindungen registriert, das limbische System als emotionale Zentrum und den Frontalkortex, das denkende Gehirn. Diese drei beeinflussen unsere Reaktionsweise und unser Gefühl, wie stark ein Schmerz wahrgenommen wird. Die Schmerzforscher Melzack und Wall entdeckten, dass bestimmte Umstände die Schmerzschranken öffnen, so dass die Schmerzbotschaften umgehend zu den Schmerzzentren im Gehirn weitergeleitet werden, wohingegen andere Erlebnisse die Schmerzschranken schließen und so verhindern, dass die Schmerzsignale das Gehirn jemals erreichen es geht darum zu lernen, wie man die Schmerzschranken kontrollieren kann, um die Zahl der zum Gehirn gelangenden Schmerzsignale zu verringern. Entstehung von chronischen Schmerzen Haben wir uns z.B. beim Sportunfall an einem Muskel verletzt, entsteht ein akuter Schmerz, der wichtig ist, weil er anzeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bleibt nach Abheilen der Verletzung ein Schmerzempfinden, entsteht ein chronischer Schmerz, der nicht mehr hilfreich ist. Der Körper zieht alle Muskeln um die Verletzung herum zusammen, um den Muskel zu schonen und ruhig zu stellen. Dieses Zusammenziehen sind Verkrampfungen, die Schmerz auslösen, dann verkrampfen noch mehr Muskeln und es ist ein Teufelskreislauf, der auch nach Abklingen der Verletzung bestehen bleibt. Muskelkrämpfe werden dann chronisch. Was zunächst eine Schutzfunktion hatte, verselbstständigt sich, wenn der Körper im „Alarmzustand“ verharrt, obwohl alles verheilt ist und gesund. Wir können den Schmerz beeinflussen Positive Empfindungen fördern Positive Empfindungen werden bis zu siebenmal schneller übermittelt als z.B. scharfer oder brennender Schmerz. Sie setzen sich durch und bremsen den Schmerz aus. Dieses Wissen können wir uns in der Veränderung von chronischen Schmerzen nutzbar machen, indem wir kontinuierlich angenehme Körperempfindungen fördern, so dass sich diese gegen den Schmerz durchsetzen. Zum Beispiel kann man bei Bauchschmerzen eine Wärmflasche benutzen, denn Wärme ist ein angenehmes Gefühl und setzt sich gegen den Schmerz durch. Durch Körperübungen können Endorphine freigesetzt werden und der Schmerz wird nicht mehr gespürt. Auch Atemübungen, Phantasiereisen oder Selbstsuggestionen können Einfluss auf den Schmerz haben. Schmerz akzeptieren und beobachten Grundsätzlich geht es erst einmal darum, den Schmerz zu akzeptieren und nicht dagegen anzukämpfen, denn dann macht man ihn größer. Es geht darum, den Schmerz erst einmal zu verstehen und sich zu fragen, wie stark man ihn auf einer Skala von 1-10 spüren kann. Ein Ziel bei chronischen Schmerzen kann sein, wenn ein Schmerz z.B. auf der Skalenfrage 8 stark ist, ihn um 2-3 Punkte zu reduzieren. Hierbei geht es um unser Körperempfinden, welches wir bewusst wahrnehmen dürfen. Wir können beobachten, wodurch der Schmerz stärker wird und wodurch er nachlässt. Es kann sein, dass wir beim Sitzen z.B. den Schmerz stärker wahrnehmen und beim Gehen nicht so stark. Demnächst geht es weiter mit dem Thema „Chronische Schmerzen lösen“. In zwei Wochen könnt Ihr mehr lesen. Literaturnachweis: Chronische Schmerzen behutsam überwinden Magie Phillips 2009, Carl-Auer-Systeme Verlag
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